Liviu Pavel: Er kam, sah... und siegt hoffentlich!
ALSFELD (kiri). Verschnaufpause – zumindest für drei Wochen. Diese haben sie auch nötig, die Handballer des Alsfelder Turnvereins. Eine harte Saison, mit vielen kraftzehrenden Spielen, Verletzungen und Trainerwechsel aber auch mit beeindruckenden Team- und Kampfgeist, Spaß am Sport und Erfolgen liegt hinter ihnen. Hinter den Kulissen jedoch geht es weiter: Ein neuer Trainer muss gesucht, die personellen Lücken geschlossen und die nächste Saison geplant werden. Die erste Aufgabe hat Abteilungsleiter Frank Böcher mit Bravour bereits erledigt. Mit Liviu Pavel hat er einen neuen Trainer verpflichten können, der sich vor der kurzen Trainingspause dem Team vorstellte und einen ersten, sehr guten Eindruck hinterließ.
Pavel hat mit seinen 46 Jahren bereits eine ansehnlich handballerische Karriere hinter sich – sowohl als Spieler, wie auch als Spielertrainer und Trainer. Der gebürtige Rumäne hat bis 1991 in seiner Heimat in der Jugendnationalmannschaft und später in der Profiliga gespielt und dort Erfolge als Europapokalsieger und rumänischer Meister gefeiert. Danach hat er in Deutschland 2. Bundes- und Regionalliga gespielt, bevor er nach einer schweren Handverletzung den Profi-Sport aufgeben musste. „Ich bin dennoch dem Sport treu geblieben und habe eine Ausbildung als Fitnesstrainer gemacht. Jetzt arbeite ich im Bereich Rehasport“, erzählt er. Den Handball ganz abschreiben sei nicht gegangen, deshalb wechselte er auf die Bank und trainierte in den letzten Jahren Mannschaften wie Datterode/Röhrda, TSV Eschwege und zuletzt die Männer des TSV Bebra.
„Wir haben eine spezielle Mannschaft, die einen speziellen Trainer braucht“, stellt Frank Böcher fest, ohne dass dies negativ zu sehen sei. „Unsere Jungs verstehen sich untereinander super, sie machen viel auch außerhalb des Sports zusammen – dies ist eine Stärke, denn wir funktionieren aus der Gruppe heraus“, erklärt Böcher, gibt aber zu bedenken, dass dies für einen Trainer recht schwierig sei. „Wir brauchten deshalb einen Trainer, der wirklich von außen kommt und zu keinem unserer Spieler einen persönlichen Bezug hat. Denn die Jungs brauchen jemanden, zu dem sie aufsehen können, vor dem sie Respekt haben und der ihnen was beibringen kann. Bei all dem Spaß, muss einer den Hut aufbehalten und den Ton angeben!“ Deshalb kam für Böcher ein Trainer aus der näheren Umgebung nicht in Frage. Durch den scheidenden Trainer Philipp Kaufmann entstand der Kontakt zu Liviu Pavel, der in Eschwege wohnt, bisher keine Beziehung zur Mannschaft hatte, sich diese aber in mehreren Spielen angeschaut hat und beeindruckt war.
„Es ist eine sehr gute Mannschaft – sie verstehen, dass auch wenn wir nur im Bereich Hobbyhandball sind, erfolgreich Handball zu spielen Arbeit bedeutet. Vor allem schätze ich die Leidenschaft der Jungs auf dem Spielfeld!“, beschreibt er seine ersten Eindrücke aus den letzten drei Spielen und den ersten Trainingseinheiten. 50 Prozent der Spieler hätten unglaubliches Talent, die andere Hälfte bestünde aus echten „Arbeitstieren“. Besonders gefalle ihm die Mischung aus erfahrenen Spielern wie Jochen Stradal und Philipp Amrhein und den jungen Spielern wie Tomislav Zidar, Daniel Czaja, Dominik Koch und Lukas Rehberg. „Es sind große Talente und alle haben großes Potential nach oben.“
Bedauerlich findet der neue Trainer des TVAs allerdings, dass mit Benjamin Thoma der beste Abwehrspieler des Teams seine Karriere beendet hat. „Das hat mich echt geärgert“, gibt er zu. Denn dort – in der Abwehr – sieht der ehemalige Bundesligaspieler das größte Manko der Mannschaft. Laut Statistik hätte die Mannschaft in der letzten Saison im Durchschnitt 33 Tore gefangen. Sein Ziel sei es – durch gutes Abwehrtraining und spezielles Torwarttraining – im Durchschnitt nur noch 28 Tore zu kassieren.
Ein weiteres Ziel, über das sich Trainer und Mannschaft einig sind, nennt Frank Böcher: „Wir wollen die Lücke zwischen der ersten und zweiten Mannschaft schließen. Spieler der zweiten Mannschaft sollen künftig auch ohne Probleme – sprich ohne zu große Leistungsunterschiede – in der ersten Mannschaft aushelfen können.“ Um dies zu erreichen, werden die Mannschaften die Vorbereitung und später auch einige Trainingseinheiten zusammen absolvieren – und zwar dreimal die Woche: zweimal auf dem Spielfeld, einmal im Kraftraum oder auf der Bahn. Dabei möchte der erfahrene Trainer die Aufgaben auf mehrere Personen verteilen, so dass das Training von einem Trainerteam durchgeführt wird. Neben Oliver Hahn, der sich vor allem um Kraft und Kondition der Spieler kümmern wird, bleibt Frank Böcher Trainer der 2. Mannschaft und der erste, bis dato feststehende Neuzugang wird auch ein Stück Verantwortung für den Handballsport in Alsfeld mit übernehmen: Michael Stock.
Der inzwischen 29-jährige Alsfelder ist kein Unbekannter. Er hat das Handballspielen in Alsfeld gelernt – so erfolgreich, dass er die letzten Jahre in der Bundesliga beim TV Hüttenberg als Linksaußen gespielt hat. Nun, da er sein Studium und seine Referendariatszeit beendet und aus familiären Gründen zurück in den Vogelsbergkreis gezogen ist, möchte er handballerisch insofern ein wenig kürzer treten, dass er „abends auch mal Freizeit und ein freies Wochenende“ hat. Zumal: „Ich hoffe, dass ich hier in der Nähe eine Stelle als Lehrer bekomme und dann bin ich beruflich auch so eingespannt, dass mir nicht mehr so viel Zeit für den Handball bleibt wie in den letzten Jahren.“
Noch ein paar Saisons mit „den Jungs“ spielen, fände er wunderbar. „Es sind meine alten Mannschaftskameraden und wir haben uns nie aus den Augen verloren.“ Auch er sieht in den jungen Spielern viel Potential und selbst bei den „Alten“ wäre „noch einige Luft nach oben“. Sein Wissen, was er in den letzten acht Jahren in der 1. und 2. Bundesliga sammeln konnte, möchte er gerne weitergeben und ließ sich deshalb als Co-Trainer beim TVA verpflichten.
Böcher, Pavel und Stock sind sich nicht nur über den Bedarf an Trainingseinheiten und deren Inhalte einig, sie finden auch einen Konsens, was das Ziel der nächsten Saison betrifft: „Die Saison wird eine Herausforderung. Die Liga ist noch stärker als in der letzten Saison. Dennoch haben wir unser Ziel klar vor Augen – wir wollen in das oberste Tabellendrittel!“