Bericht | Hünfelder SV - Männer 1 29:35 (14:19)
TV Alsfeld siegt weiter - Amrhein erzielt 16 Tore
Taktisches Konzept war der Schlüssel zum 29:35 (14:19) Derbysieg in Hünfeld
(bö) Derbyzeit in der Handball Landesliga Nord. Am Samstagabend um 18:30 Uhr traf der TV Alsfeld im dritten Spiel der noch jungen Saison auf den Hünfelder SV. Die Gäste aus dem Vogelsberg hatten gegen den letztjährigen Tabellenfünften der Landesliga Nord im Vorfeld nur eine Außenseiterrolle eingenommen und als klares Ziel ausgegeben, nicht ins offene Messer zu laufen, und die etablierten Gastgeber, die mit 0:4 Punkten in die Runde gestartet waren und einiges gut zu machen hatten, ein bisschen zu ärgern.
Dass es an diesem lauen Spätsommerabend in Hünfeld dann letztlich anders kam, als es sich insbesondere die Verantwortlichen des HSV gewünscht hatten, lag an mehreren Faktoren: Der Hünfelder SV begann in der Partie relativ früh Alsfelds Rückraumshooter Jochen Stradal in Manndeckung zu nehmen - ihm gelangen trotzdem neun Feldtore, womit er erfolgreichster Alsfelder Werfer aus dem Spiel heraus war - was immer wieder zu großen Lücken in der Hünfelder Abwehr sorgte, die der TV Alsfeld konzentriert ausnutzte.
Die Alsfeld zeigten sich im Vergleich zu den beiden ersten Spielen der Saison deutlich konzentrierter und gönnten sich keine schöpferischen Pausen, die den Gegner wieder stark machten. Vielmehr setzten sie den Hünfelder SV über die gesamte Partie mächtig unter Druck und konnten von Beginn an aus einem Vorsprung heraus agieren.
Gewohnt stark agierte die Alsfelder Defensive, die bis zur 52. Minute kaum Rückraumwürfe der Gastgeber zuließ und erst gegen Spielende, den sicheren Sieg vor Augen dem Gastgeber die Möglichkeit zu einfacheren Toren gab.
Auch das taktische Konzept von Trainer Matthias Deppe wurde von seinen Spielern rigoros umgesetzt. Der Hünfelder SV kam kaum zu schnellen Gegenstößen und wurde so von den Alsfeldern einer seiner schärfsten Waffen beraubt.
Die Partie in Hünfeld begann von beiden Seiten recht nervös - man merkte den Derbydruck in der mit rund 150 Zuschauern nicht allzu gut gefüllten Hünfelder Kreissporthalle beiden Mannschaften recht deutlich an. Bis zur vierten Minute schossen die Akteure auf beiden Seiten mehrere Fahrkarten. Bezeichnenderweise war es Jochen Stradal, der mit einem abgefälschten Rückraumwurf das erste Tor der Partie erzielte, die nun langsam Fahrt aufnehmen sollte. Hünfeld konnte in den nächsten Minuten zwei Tore nachlegen und lag beim 2:1 das erste und einzige Mal während der gesamten Spielzeit in Führung.
Danach bekamen die Alsfelder Spieler die Partie besser in den Griff. Gegen unerwartet defensive Hünfelder - Stradal war noch nicht manngedeckt - konnte der TVA mit schönen Spielzügen bis zur Mitte der ersten Spielhälfte einen 4:7 Vorsprung erzielen. Eine doppelte Überzahl nutze der Hünfelder SV dann aus, um den Alsfelder Vorsprung zu egalisieren und auf 8:8 auszugleichen.
Kapitän Philipp Amrhein war es vorbehalten mit starken Würfen von der Linksaußenposition und souverän verwandelten Strafwürfen sein Team wieder in Front zu bringen. Über 8:11 und 12:15 blieb der den Vorsprung bis zur Halbzeit bei mindesten drei Toren und konnte ging mit 14:17 in die Kabine.
Trotz der recht knappen Führung sah es bereits zur Halbzeit so aus, als ob der TV Alsfeld sich dieses Spiel nicht mehr wegnehmen lassen wollte, letztlich hatte das Team von Matthias Deppe in allen Situationen die besseren taktischen Mittel und hätte bei etwas mehr Wurfglück durchaus höher führen können.
Die zweite Spielhälfte begann ebenso wie die Erste. Beide Mannschaften nutzten klarste Torchancen nicht und wiederum war es der TV Alsfeld - diesmal Daniel Czaja - der den ersten Treffer der Halbzeit erzielte. Bereits zu Beginn der zweiten Halbzeit hätte der TVA den "Sack zumachen" können, leistete sich hier jedoch im Angriff eine kleine Schwächeperiode und lies eine Handvoll glasklare Chancen ungenutzt, so dass der Hünfelder SV das Ergebnis weiterhin knapp gestalten konnte.
Über 14:19 und 16:21 kamen die Gastgeber wieder leicht auf und lagen in der vierzigsten Minute beim Stande von 20:23 nur noch mit drei Toren hinten. Konzentriertere Abschlüsse führten dann in der Folgezeit wieder zu entspannteren Gesichtern bei den Alsfeldern, die nun von allen Positionen zu Torefolgen kamen, da Hünfeld ein geregeltes Abwehrspiel gänzlich vermissen ließ und die bereits vorher offene Manndeckung gegen Jochen Stradal nun auf weitere Spieler ausdehnte. Dies war im Nachhinein die taktisch schlechteste Entscheidung vom Hünfelder Coach Gerald Birkel, denn nun konnte der TV Alsfeld mit seinen individuellen Stärken gegen die Hünfelder Truppe punkten.
Tomislav Zidar konnte sich hier immer wieder gut in Szene setzen und erzielte drei schöne Tore. Beim 26:34 aus Hünfelder Sicht war die Partie lange gelaufen und der TV Alsfeld konnte bis zum Spielende ein wenig Fahrt herausnehmen. Am Ende stand auf der Anzeigetafel der Hünfelder Kreissporthalle das Endergebnis von 29:35, das letztlich auf Grund der Spielverlaufes, der Einstellung der Mannschaften sowie der taktischen Vorbereitung vollkommen gerechtfertigt war.
Trainer Matthias Deppe zeigte sich nach der Partie auch rundum zufrieden und wollte selbst die zwischenzeitlich nachlässige Chancenauswertung, die einen deutlich höheren Sieg gegen den Hünfelder SV verhinderte, nicht kritisieren.
Wo die Reise des Hünfelder SV hingeht, bleibt abzuwarten - sicherlich kann man einen Aufsteiger wie den TV Alsfeld unterschätzen. Dass man aber zu keiner Zeit der Partie die notwendigen taktischen Mittel parat hat um in einem Heimspiel weniger als dreißig Tore zu kassieren, sollte zumindest nachdenklich machen.
Für den TV Alsfeld steht nach dem verdienten Auswärtserfolg gegen Hünfeld am kommenden Wochenende das Heimspiel gegen einen der Meisterschaftsfavoriten der Landesliga Nord, die HSG Zwehren/Kassel an. Am Samstag um 19:30 Uhr trifft die Deppe-Truppe in der Alsfelder Großsporthalle auf die Nordhessen. Man darf gespannt sein, was der Aufsteiger aus dem Vogelsberg diesmal aus dem Hut zaubert und ob auch im vierten Rundenspiel ein Punktgewinn möglich ist.
Der TV Alsfeld:
Tor: Mike Decher, Sebastian Krause
Feld: Kai-Uwe Schulz (3), Dominik Koch, Marcel Bunkofer (n.E.), Tomislav Zidar (2), Frank Böcher (2), Jochen Stradal (9), Christoph Vogelbacher (n.E.), Daniel Czaja (3), Philipp Amrhein (16/7), Christian Waniek (2).
Trainer: Matthias Deppe.
Betreuer: Amelie Becker.
Hünfelder SV:
Dörge, Schaus (beide Tor); Sauer (1), Hinckel (2), Will (2), Melzer (2), Müller (5), Kircher (3), Liebertrau (7), Rehberg (4), Unglaube (1), Abel, Dörge (2).
Trainer: G. Birkel
Schiedsrichter: H. Maack/A. Nicolai (TV Gelnhausen)